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Uff...

Ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll. Immer wenn ich mir vornehme, regelmäßig aktiv zu sein, schaffe ich es noch weniger, als wenn ich es mir nicht vornehme. Klar, ich habe es geschafft, dieses Jahr die Adventskalender ziemlich regelmäßig zu updaten, doch, danach kam auch wieder nichts mehr.

 

In der Zeit von meinem letzten privateren Post zu diesem hier, ist viel passiert und es gab einige Tiefen. Ich hatte ja gedacht, dass ich langsam auf einem guten Weg bin, doch aktuell bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich bin gerade wieder in einem so tiefen Loch und um mich kreisen so dunkle Wolken, dass ich aktuell nicht weiß, wie ich da wieder raus kommen soll. Wo fange ich an, meinen Zustand zu erklären?

 

Am besten zuerst bei meiner Therapie. Eine Verlängerung wurde genehmigt und wir dachten ja eigentlich, dass wir fast am Ende sind, doch leider haben wir nun eine neue Erkenntnis. Alles was ich bisher "geschafft" habe, war nur Schein. Zum besseren Verständnis: In der Verhaltenstherapie lernt man ja, sein Verhalten zu ändern, man geht nicht wirklich in die Tiefe, um das Problem zu bearbeiten. Und genau das, was ich in der Vergangenheit dort gelernt habe, habe ich nun genutzt und umgesetzt. Das klappt Zeitweise, aber auf Dauer wird das nichts, da die Ursache immer noch da ist und nur zur Seite geschoben wird. Das ist Kräftezehrend und ist zum Scheitern verurteilt. Das ist übrigens auch der Grund, wieso ich nach meinen Vergangenen Therapien immer wieder Rückfällig wurde. Mal früher mal später.

 

Es gibt einige Sachen, die mit meiner Erziehung zusammen hängen. Ich habe mir da nie Gedanken drüber gemacht, da ich meine Kindheit und Jugendzeit als sehr schön empfunden habe und eine sehr gute Beziehung mit meinen Eltern pflege. Allerdings wurden unter dem Vorsatz das Beste für mich zu tun, einige Fehler gemacht. Zum Beispiel wurde ich immer dazu angehalten mich "gut zu Benehmen", was letztendlich dazu geführt hat, dass ich gelernt habe, dass ich meine wahren Gefühle nicht immer und überall zeigen darf, denn das gehört sich nicht. Ich sollte mich benehmen, was eben auch hieß, nach außen hin nicht zu zeigen, wenn ich mal wütend oder traurig war. Es sollte ja keiner mitbekommen und es gehört sich ja nicht seine Meinung offen Kund zu tun, ich war ja ein Kind und da steht einem sowas nicht zu, dann wäre man ja eine "unerzogene Göre".

 

Ich merkte außerdem schnell, dass ich belohnt wurde, wenn ich alles so getan habe, wie es meine Eltern wollten. Sei es mit Materiellen Dingen, mit tollen Ausflügen oder sowas.

 

Ich war in meiner Jugend schon einmal bei einer Kinder- und Jugendpsychologin und die hatte mir damals gesagt, dass ich nie in der Pubertät war. Ich weiß nicht ob das mit dieser oben genannten Thematik zu tun hatte, denn ich war schon sehr früh "Erwachsen". Damals fand ich das toll, ich durfte oft mit meiner Mum abends weg gehen, wenn sie was mit ihren Freundinnen gemacht hat, schließlich wusste ich mich ja zu benehmen. Ich habe viel Erlebt und es war echt toll, mir hat es immer sehr viel Spaß gemacht.

 

Für mein wirklich erwachsenes ich, ist das allerdings nicht so toll, denn ich habe verlernt Gefühle (Hauptsächlich schlechte, aber auch teilweise gute) zuzulassen. Ich unterdrücke sie die meiste Zeit und wenn ich doch mal Gefühle zeige, stürzt mich das manchmal in ein großes Dilemma. Genauso habe ich mit den Jahren aufgegeben an mich selbst zu glauben und mir selbst zu vertrauen. So dass ich fast nie ganz alleine Entscheidungen treffe und wenn doch, dann Zweifel ich im Nachhinein alles an und habe Angst, etwas "falsch" gemacht zu haben.

 

Das ist praktisch das Hauptthema, klingt eigentlich ganz simpel zu beheben, aber leider ist das verdammt schwer, vor allem wenn man sich so viele Jahre verschiedenen Verhaltensmuster angeeignet und perfektioniert hat. Hinzu kommt ein daraus resultierter selbsthass. In mir brodelt ein Kampf. Ein Kampf zweier Sabrinas. Die eine, die gerne "normal" sein möchte und die oft ausbrechen möchte. Sie möchte sich gesund ernähren, Sport treiben, abnehmen und einfach nur Glücklich sein. Und dann ist da die andere, die in ihrer düsteren Welt lebt. Sie liebt es sich in ihrem Selbstmitleid zu suhlen, denkt nicht daran etwas zu ändern, denn es ist doch so schön im Altbewehrten sichern Kokon zu sitzen, indem ihr nichts passieren kann.

 

Ich hatte immer den Gedanken, diesen "schlechten" Teil beseitigen zu wollen. Am liebsten komplett entfernen. Doch wenn ich so an das Problem heran gehe, kann ich nur scheitern. Denn, auch wenn ich den anderen Teil als schlecht betitelt, so sind einige Aspekte auch sehr sinnvoll. Ich muss lernen dass das Leben nicht nur Schwarz und Weiß ist, sondern muss das Grau zurück in mein Leben lassen. Ich muss schaffen, dass sich beide Teile wieder vereinen und nicht getrennt voneinander agieren.

 

Soviel zu meiner Therapie. Das nächste was ganz aktuell ist und was mich wieder in eine Krise gestürzt hat ist meine Gesundheit. Ich war in den letzten Jahren sehr häufig krank, sogar eine Gürtelrose hatte ich. Meine Hausärztin hat daraufhin einige spezielle Bluttests gemacht und den Verdacht geäußert, ich hätte die Autoimmunerkrankung Lupus. Das war ein kompletter Schock für mich. Schnell bekam ich einen Termin bei einer sehr netten und kompetenten Rheumatologin und die machte selbst einige Tests und das Ergebnis ist in aller Augen eigentlich positiv, denn es ist definitiv nicht Lupus. Dennoch habe ich eine unheilbare Autoimmunerkrankung. Nämlich das Sjögren Syndrom. Es ist noch sehr Frisch, dass ich diese Diagnose erhalten habe und er arbeitet noch in mir. Trotzdem weiß ich noch so gut wie nichts darüber. Ich hatte die Diagnose bekommen, die Ärztin erklärte dass es mit Chronischen trockenen Schleimhäuten zu tun hat und dass wir mit der Therapie starten können wenn ich wollte. Denn es wäre aktuell noch nicht so dringend, da meine Blutwerte noch in einem guten Bereich sind und ich habe aktuell keine nennenswerten Symptome. Außerdem können die Medikamente die ich bekommen würde, Depressionen auslösen und da ist aktuell noch so Problemen damit habe, beginnen wir erst etwas später. Ich weiß also noch nichts weiteres, da ich auch nicht gefragt hatte.

 

Ich war im ersten Moment erst mal froh, dass es anscheinend nicht so schlimm wie Lupus ist und das reichte mir, daher war der Termin recht schnell vorbei. Habe einen neuen Termin etwas später bekommen und dann wollen wir mit der Therapie starten. Die Diagnose arbeitete in mir und ließ mich einige Tage später dann zusammenbrechen. Ständig schwirrt in meinem Kopf das Wort "sterben" herum. Gerade merke ich, dass ich eine wahnsinnige Angst davor habe zu sterben. Ständig mache ich mi Gedanken darüber, dass mein Sohn ohne mich aufwachsen muss und solche Sachen. Ich bereute, nichts gefragt zu haben, vielleicht wäre ich dann nicht so panisch. Hatte in den ersten zwei Wochen nach der Diagnose 3 Panikattacken vom feinsten.

 

Hatte inzwischen ein Gespräch mit meiner Hausärztin und die konnte mich ein wenig beruhigen und meinte, dass meine Reaktion ganz normal sei und ich mich dringend mit der Diagnose auseinandersetzen muss. Für mich und meine Psyche ist es am besten, wenn ich die Diagnose auf jeden Fall annehme.

 

Als wäre das nicht genug, so gibt es noch eine dritte Sache, bei der ich denke, dass sie mich beinahe schon am meisten belastet. In meiner Ehe kriselt es extrem und ich weiß aktuell nicht, ob ich das durch meine allgemein angeschlagene Situation nur so extrem sehe und es so dramatisiere oder ob ich einen objektiven Blick auf die Situation habe. Ich vertraue meiner eigenen Wahrnehmung gerade absolut nicht.

 

Das größte Streitthema ist die Erziehung. Mein Mann macht nämlich dieselben Anstalten in der Erziehung wie meine und Seine Eltern. "Sei ein braves Kind!" - "Du warst böse!" - "Höre, wenn ich was sage!"

 

Da ich schon vor der Erkenntnis aus meiner Therapie angefangen hatte an mir und an meinem Erziehungsstil zu arbeiten, ist das ein rotes Tuch für mich, wenn er mit solchen blöden Sätzen kommt. Außerdem hat mein Mann aktuell eine sehr kurze Zündschnur und fängt sofort an zu schreien mit dem Kleinen.

 

Neben dieser Sache habe ich zudem aber auch das Gefühl, als würden wir uns auseinanderleben. Nachdem unser Kind auf der Welt war, hat sich alles um 180 Grad gedreht. Ich habe mich ziemlich schnell anpassen können, aber meinem Mann fällt das sichtlich schwer. Er scheint sehr oft überfordert. Wenn ich das Gespräch suche und frage was er vermisst und wo wir versuchen können, etwas zu ändern, gibt es immer nur eine Antwort: SEX! Ich mein klar ist Sex wichtig, aber ich weiß nicht wie es andere sehen, wenn das Zwischenmenschliche aktuell so zu wünschen übrig lässt, da hab ich persönlich keine Lust darauf. Außerdem kommt bei mir der Sex definitiv nicht an vorderster Stelle. Ich finde, bevor es das wieder vermehrt geben kann, müssen erst mal einige andere Hürden aus dem Weg geschafft werden.

 

Außerdem ist da auch noch der Punkt, dass unser Sohn noch bei uns im Bett schläft und wir irgendwie keinen Dreh bekommen ihn an sein Bett zu gewöhnen. Haben schon oft drüber geredet, aber umgesetzt wird nichts davon. Wo wir bei noch einem Punkt sind, dass wir oft Krisengespräche haben, uns aussprechen, Lösungen suchen und auch finden, und dann hält sich mein Mann nicht daran. Hört sich jetzt sicher an, als würde ich ihn zum Sündenbock machen wollen, aber so ist es wirklich nicht. Es ist eine Tatsache, dass er sich nie an Absprachen hallt. Bei Gesprächen einigen wir uns immer auf verschiedene Sache, doch wenn ich nicht darauf poche werden sie nie umgesetzt und leider bekomme ich es selbst nicht auf die Kette mich um alles zu kümmern und alles anzuleiern. Ich habe oft das Gefühl, dass ich die Depressionen immer als Entschuldigung für alles benutze... oder ist das wieder die Böse stimme die es negativ reden muss? Ich weiß es nicht.

 

Mir fehlt ebenfalls nähe, aber nicht in Form von Sex, sondern einfache Umarmungen, ein Kuss zum Abschied oder zur Begrüßung. Kuscheln vor dem Fernsehen, aber da kommt von meinem Mann die Ausrede, dass unsere Couch zu unbequem ist zum kuscheln... Was soll ich davon halten? Abends bringen wir unseren Sohn oft gemeinsam ins Bett. Das Resultat ist meistens, mein Mann zuerst schläft und dann mein Sohn. Ich schleiche mich dann raus ins Wohnzimmer, wo ich dann alleine Sitze, bis mein Mann vielleicht in 2 Stunden dazukommt. Anstatt zu reden, zu kuscheln oder sonst Zeit gemeinsam miteinander zu verbringen, steckt er sich seine Pods in die Ohren und guckt seine Serie auf dem Tablet. Wir sitzen dann also so lange schweigend nebeneinander, bis wir entweder ins Bett gehen oder bis unser Sohn wach wird und raus kommt. So sieht es fast jeden Abend aus. Und überhaupt, aktuell reden wir am besten via WhatsApp miteinander. Für persönliche Gespräche haben wir irgendwie derzeit ein Brett vor dem Kopf, aber via Text- oder Sprachnachricht kommunizieren wir recht gut. Auch wenn sich auch hier oft nicht an Absprachen gehalten wird.

 

Er ist auch nicht mehr so zuvorkommend. Früher war ich seine Nummer eins, er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Okay, ich weiß, dass wir jetzt ein Kind haben, aber ich bin dem Anschein nach noch nicht einmal Nummer zwei. Ich kann vor ihm stehen und weinen und er beachtet mich nicht. Ich sage, dass ich etwas Bestimmtes möchte, doch es wird überhört. Es sind die Kleinigkeiten, die mir fehlen. Es würde mir reichen, wenn ich mal ein wenig Anerkennung bekommen würde. Ich bemühe mich, den Haushalt zu führen, was mir wegen der Psyche nicht immer leicht fällt. Nie wird seinerseits gesagt was ich gut gemacht habe. Ich kann die ganze Wohnung geputzt haben, doch ihm fällt nur auf, dass ich vergessen habe, neue Rollen Toilettenpapier hinzustellen. Ich habe das Gefühl, als würde er mich immer nur Kritisieren. Ich weiß nicht, vielleicht macht er das, weil ich es aktuell im Gegenzug auch bei ihm mache. Wenn keiner von uns über seinen Schatten springt und etwas ändert, wird sich glaub ich nie etwas ändern. Wieder nehme ich meine Psyche als Vorwand... Es fällt mir deshalb extrem schwer zum einen seine Kritik nicht zu persönlich zu nehmen und zum anderen mein genörgele zurückzuschrauben.

 

Ich mein jedes Paar hat ab und zu mal eine Krise. Wir hatten in den über 19 Jahren, in denen wir zusammen sind auch schon und haben es jedes Mal geschafft wieder herauszukommen, nur bin ich gerade an einem Punkt, dass ich jetzt wirklich nicht mehr weiß wie. Vielleicht bedränge ich meinen Mann zu sehr, weil ich auch schon das Thema Paartherapie angesprochen habe, aber für jeden Lösungsvorschlag meiner Seitz hat er oft irgendwelche Gegenargumente, auch wenn sie noch so blöde sind. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich möchte diese Beziehung nicht aufgeben und laut meinem Mann, er auch nicht. Er beteuert immer wieder wie sehr er mich liebt und dass er mit mir alt werden möchte. Nur sein Verhalten passt nicht zu seinen Worten. Woran liegt es also, dass wir so auf der Stelle treten? Übersehe ich etwas? Bin ich zu verbissen?

 

Tja, so sieht es aktuell bei mir aus.

 

Vieles wollte ich lange nicht sehen und habe ich erst durch Gespräche erkannt. Mir ist zum Beispiel selbst nie aufgefallen, dass ich mir in allem nur die negativen Seiten herauspicke. So habe ich zum Beispiel eine Aussage meiner Therapeutin in so einem negativen Aspekt gesehen, dass mich das in eine kleine Krise gestürzt habe. Als das dann beim nächsten Termin zur Sprache kam, hatte meine Therapeutin Tränen in den Augen, weil es ihr so leidgetan hat, dass ich die Verwunderung und das Kompliment welches in dieser Aussage gesteckt hat, gar nicht wahrgenommen habe. Sie meinte, dass sie es bewundernswert findet, dass ich es doch sehr gut alles hinbekomme, denn es ist sehr anstrengend sich die ganze Zeit "anzupassen" denn das ist es was ich die ganzen letzten Jahre mache. Ich lebe mein Leben so, wie es andere von mir erwarten. Oder zumindest was ich denke, was erwartet wird. Es ist schon lange her, dass ich wirklich glücklich war. Bitte versteht mich nicht falsch, die Nachricht über meine Schwangerschaft und die Geburt meines Sohnes hat mich unendlich glücklich gemacht und er ist es auch, der mir immer mal wieder Glücksgefühle beschert, aber wenn ich alleine bin, kommen sofort die grauen Wolken wieder und ziehen mich ins Dunkle.

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