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Auf und nieder - Körper und Geist im Umbruch

Heute ist Sonntag, ich habe chaotische Tage hinter mir. Ich habe das Gefühl als würde ein großer Kampf in mir toben und ich hoffe, dass er langsam einmal zur Ruhe kommt. Ich merke wie mich das alles ziemlich schlaucht, aber das eher psychisch als Körperlich - komischerweise.

 

Ich überlege gerade wo ich einmal Anfange zu berichten...

 

Ich beginne am besten bei Freitag, wo ich zur Blutabnahme und zum Anlegen des Langzeit-EKGs hin musste. Blutabnahme war schnell erledigt. Und das Anlegen des EKG-Geräts war noch schneller vorbei. Anschließend bin ich zuerst einmal mit meiner Mum Frühstücken gegangen. Den ganzen Tag über war mir mulmig zu Mute und ich hatte irgendwie Angst irgendwas zu tun, ich weiß auch nicht wieso. Ich hatte einen starken Druck auf der Brust und immer noch teilweise Atembeklemmungen. Bei jedem neuauftretenden Symptom stieg meine Angst wieder ein wenig an. Ich führte akribisch mein Zettelchen, indem ich eintragen sollte, wann ich was gemacht habe. Gegen Abend fiel mir irgendwie die Decke auf den Kopf, also überlegte ich ob ich nochmal raus sollte. Leider war es schon zu spät, um sich Mann und Kind für einen Spaziergang zu schnappen, ich wusste nur, "ich muss raus hier". Ich schrieb meine Mum an und die meinte, dass sie mit dem Bus nach Benrath kommen würde, wenn ich wollte, so könnte ich noch ein wenig den Kopf frei kriegen.

 

Ich rang lange mit mir, da ich nicht wie sonst mit dem Auto abgeholt werden würde, sondern alleine nach Benrath kommen müsste. Und da ich aktuell eh ein Problem damit hatte alleine raus zu gehen und es auch nicht mehr so lange daurte bis es dämmerte, viel mir die Entscheidung nicht gerade leicht. Ich habe glaube ich gefühlt eine halbe Stunde darüber nachgedacht, ob ich es machen sollte oder nicht. Letztendlich hatte ich die Qual der Wahl. Entweder bleibe ich zu Hause und schaukel mich wohlmöglich hoch oder ich springe über meinen Schatten und komm noch ein wenig raus. Ich bin diesmal wirklich gesprungen und habe es gewagt.

Eigentlich wollte ich auch mit der Bahn fahren, aber die ist mir praktisch vor der Nase davon gefahren, also schlug ich einen anderen Weg ein und beschloss zu Fuß zu gehen. Es war dafür noch hell genug und es waren genügend Leute auf der Straße.

 

Schon nach ein paar Schritten merkte ich, wie gut mir der Spaziergang tat. Meine Verspannung lockerte sich, ich konnte frei Atmen und mein allgemeines Wohlbefinden verbesserte sich. Erst jetzt viel mir auf, dass ich eigentlich schon wieder einen großen Schritt gemacht hatte. Ich habe entgegen meiner Angst und meiner üblichen Handlungsweise gehandelt. Wann bin ich das letzte Mal alleine zu einem Spaziergang aufgebrochen und dazu auch noch am Abend, zur Dämmerung? Das hab ich ewig schon nicht mehr gemacht. Ich nutzte den Spaziergang um auch ein wenig meine Konstitution zu testen. Bisher hatte ich bei der kleinsten Anstrengung sofort Schweiß auf der Stirn, egal bei was, außerdem war ich in letzter Zeit, seitdem das mit der Kurzatmigkeit ist, auch schnell aus der Puste, wenn ich mich angestrengt habe. Also beschleunigte ich meinen Schritt ein wenig um dies zu testen. Ich musste erfreut feststellen, dass ich nicht ganz so schnell aus der Puste war und dass sich die Schweißbildung auf der Stirn auch in Grenzen hielt.

 

Je dunkler es wurde, desto mulmiger wurde mir zu mute, aber ich merkte bald, dass es nichts gab, wovor ich Angst haben müsste. Nach kurzer Zeit kam mit ein Gedanke, nämlich das ich schon öfters gehört habe, dass man sich selbst bestimmte Sätze sagen soll, und das immer wieder und dass die dann irgendwann in Mark und Bein übergehen und man somit seine Selbstliebe und sein Selbstbewusstsein stärken würde.

 

Weil ich aktuell wirklich am Ende bin und endlich eine Veränderung möchte, dachte ich mir, dass es nicht schaden würde, wenn ich das mal teste. Ich musste gar nicht lange überlegen und schon hatte ich einige Sätze die ich vor mich hin murmelte. Ich weiß gar nicht mehr ob ich sie wirklich laut ausgesprochen hatte oder ob ich sie mir nur gedacht habe. Ich merkte dass ich mich gut fühlte, auch wenn ich mein dem einen oder anderen Satz noch nicht so recht glaubte. Mal sehen ob ich die ganzen Sätze noch zusammen bekomme:

 

Ich bin eine starke Frau

 

Ich habe eine starke Persönlichkeit

 

Ich bin gesund und werde noch lange leben

 

Ich werde alles schaffen, was ich mir vornehme

 

Mein Sohn liebt mich

 

Ich schaffe das

 

Ich glaube das waren alle Sätze die ich mir mehrmals vorgesagt oder gedacht habe. Kurz danach schnappte ich mir mein Handy, um meiner Mum auf ihre Nachricht zu antworten. Ich entschied mir für eine Sprachnachricht, wenn das ging im Laufen leichter. Ich berichtete dass ich zu Fuß kommen würde, ich erzählte wo ich gerade war und wann ich in etwa am vereinbarten Treffpunkt sein würde und ich erzählte auch von meinen Glaubenssätzen. Als ich diese für die Sprachnachricht laut aussprach, bewirkte das was, denn ich begann zu weinen. Ich war ziemlich überrascht und fragte mich woran das wohl liegen könnte. Auf jeden Fall stand für mich schon einmal fest, dass es anscheinend eine Bessere Wirkung entfacht, wenn man alles laut sagt und nicht nur flüstert oder es sich eben nur denkt. Ich habe mir vorgenommen, mir jeden Tag Zeit dafür zu nehmen, leider war dies bisher das einzige Mal, dass ich das gemacht habe. Ich hoffe, dass ich das in nächster Zeit doch noch in meinen Alltag einbauen kann und es dann auch durchziehe.

 

An diesem Abend ging es mir recht gut, auch wenn ich mir über die späteren Kopfschmerzen wieder ein wenig Gedanken machte. Diese Nacht habe ich wieder schlecht geschlafen, auch morgens, als es Zeit war aufzustehen, war ich total gerädert. Ich schob das auf meine immer noch sehr niedrige Herzfrequenz beim Schlafen. Ich konnte das zwar nicht mehr auf meiner Uhr nachgucken, aber ich komme einfach nicht aus meiner Haut und schaute auf dem Handy nach, welches die Daten von meiner Uhr bekommt.

Etwas beruhigter war ich allerdings, da die Frequenz seit zwei Tagen auf 51 gestiegen war, also dachte ich, dass es wohl doch Bergauf geht.

 

Der Samstag war ganz in Ordnung, wir hatten einen Ausflug gemacht, bei dem ich abgelenkt war und an der frischen Luft. Ich hatte sogar Spaß. Später hatten wir sogar für einige Stunden etwas Zeit für Zweisamkeit, das nutzten wir aus und fuhren nach Hilden, da wir noch etwas aus der Apotheke brauchten. Wir gingen auch eine Kleinigkeit essen, da unser Sohn bei Oma und Opa Mittagessen bekommen hat. Ich weiß nicht genau woran es lag, aber normalerweise esse ich, wenn wir auswärts essen gehen immer etwas mit Fleisch, doch diesmal habe ich etwas Vegetarisches bestellt.

Ich weiß nicht, ob ich unterbewusst meinte, jetzt erst einmal etwas "gesünder" Leben zu müssen, oder ob ich gerade wirklich schon ein wenig umdenke und meine Ernährung wie ich es vor hatte umstelle. Bevor ich bestellt habe, habe ich es tatsächlich versucht es mir selbst schlecht zu reden, denn das Gericht war eine Ofenkartoffel mit Sourcream und gebratenem Mediterranem Gemüse und ich fragte mich, ob bei dem Gemüse vielleicht etwas dabei sein könnte, was ich nicht mag (ich mag nämlich keine Auberginen). Ich überlegte hin und her, dachte sogar darüber nach die Kellnerin zu fragen, was für ein Gemüse dabei ist, doch das fand ich dann irgendwie blöde. Letztendlich habe ich mich über all meine üblen Gedanken hinweggesetzt und mir das Gericht bestellt.

Und was soll ich sagen? Es war einfach grandios. Das gebratene Gemüse war sowas von Lecker und auch die Kartoffel mit der Creme war toll. Zum Glück habe ich mich gegen mich selbst durchgesetzt und mal was Neues ausprobiert und nicht auf meine Zweifel gehört habe.

 

Als wir später zu Hause waren, bat ich meinen Mann mich ein wenig zu massieren, ich hatte vor kurzem ein Massagetool gekauft und das wollte ich mal testen. Nach der Massage waren meine Verspannungen wirklich so gut wie weg und auch die Atembeklemmungen und alles was ich so an Wehwehchen hatte. Ich war echt froh und war auch etwas beruhigter. Mir machte auch auf einmal die Hausarbeit wieder Spaß.

Die Nacht habe ich auch sehr gut Geschlafen und anders als an den Morgen zuvor war ich morgens nicht sonderlich gerädert, und das obwohl ich nicht länger geschlafen hatte, bin nur nicht bewusst wach gewesen. Ich war total Erfreut und wollte sofort meine Ruheherzfrequenz nachschauen, weil ich dachte, dass sie sich vielleicht nochmal verbessert hätte, doch oh Schreck, sie war wieder bei 49. Langsam überkam mich das Gefühl, dass das eine mit dem anderen gar nichts zu tun hatte. Dennoch macht mir die niedrige Herzfrequenz Angst.

Ich bekomme das einfach nicht aus mir raus, dass ich hinter allem etwas Schlimmes vermute und leider zieht mich das dann wieder runter und hindert mich an allem. Oder besser gesagt ich lasse mich runter ziehen. Ich schaffe es gerade seltenst, mich trotzdem aufzuraffen. Heute ist auch das beste Beispiel. Heute habe ich wieder etwas Rückenschmerzen, Atembeklemmungen eher nicht, dafür habe ich aber Kopfschmerzen und die Tablette wirkt nicht. Sofort ist mein Kopf Kino am Start und ich schaffe es einfach nicht dieses Auszublenden.

 

Vielleicht konnte ich so ein wenig Einblick in mein Gefühlsleben bringen. Aktuell geht es auf und ab und in mir kämpft es. Was ich auf jeden Fall sagen kann ist, dass es anders ist als zuvor... Mir fehlen hierzu die Worte und ich weiß nicht genau, wie ich es genau erklären soll. Vielleicht weil ich es selbst noch nicht genau benennen kann. Es ist einfach nur anders als bei den Therapien zuvor. Trotz der derben Rückschläge, wie auch jetzt diese Panikattacken, merke ich, dass ich irgendwie immer noch motiviert bin, etwas zu verändern zu wollen (auch wenn ich Tage habe, wo ich an allem Zweifel).

 

Es ist gerade eher die Verzweiflung darüber, dass ich von selbst nicht so wirklich den Weg aus dem Loch schaffe. Stattdessen lasse ich mich dann doch wieder mitziehen und lasse zu, dass es einige Tage so bleibt, ehe ich mir auch nur den Hauch einer Chance lasse, wieder die Überhand über mich zu bekommen. Ich hoffe, dass ich das in den nächsten Stunden noch lerne und sich die Abstürze zum einen verringern, verkürzen und dass ich sie irgendwann als was Normales hinnehmen kann und dass sie mich nicht so stark belasten wie aktuell.

 

Zumindest kann ich dennoch einiges positives verzeichnen, worüber ich auch wirklich stolz bin. Nachdem ich nun geschafft habe meine komplette Küche aufzuräumen, auszumisten und zu optimieren (wird noch im Blogbeitrag zur Küche aktualisiert), schaffe ich es sogar sie immer aufgeräumt und sauber zu halten. Ich reg mich zwar immer noch darüber auf, dass mein Mann jedes Mal wenn er in der Küche war ein Chaos hinterlässt, aber ich bin derzeit schon so weit, dass ich zwar schimpfe und mich ärgere, es aber dann mit wenige Handgriffen beseitige und genau weil ich es so handhabe bleibt die Küche auch ordentlich. Bisher habe ich immer nur geschnauzt, und habe es aus trotz liegen gelassen, weil er es machen sollte. Doch dann wurde es immer unordentlicher und unordentlicher. Irgendwann ist es dann so chaotisch, dass mein Mann Stapel macht und alles einfach irgendwohin stellt, Hauptsache es stört gerade nicht. So kommt es dann, dass man stellenweise gar keine Arbeitsfläche mehr hat und sauber machen fällt auch schwer, weil ja alles rumsteht. Außerdem sieht es einfach unordentlich aus. Jetzt wo ich es sofort immer wegräume, bleibt die Ordnung bestehen und wer weiß, vielleicht bemerkt mein Mann auch irgendwann einmal, dass es so einfacher ist, die Küche sauber zu halten, außerdem sucht man so nicht immer alles.

 

Der erste Raum wäre also schon einmal fertig und gut in meiner täglichen Routine verankert. Das war einfacher als ich dachte. Vorher habe ich immer alle Räume auf einmal gemacht und wollte dass komplett alles sofort klappt. Diesmal habe ich mich, auch wenn es schwer gefallen ist und ich trotzdem in 3 Räumen gleichzeitig angefangen habe, letztendlich nur auf den einen Raum, die Küche konzentriert.

 

Sonst fand ich es immer peinlich und blöde, wenn man nur so langsam vorankommt, aber anscheinend klappt es so wirklich besser. Ich räume zwar die anderen Räume auch grob auf, jedoch ist ja überall noch kein wirklicher Grund drin, aber da arbeite ich langsam dran und vielleicht schaffe ich das auf diese Weise, die Routine als was alltägliches zu verinnerlichen, so dass es normal wird und nicht als belastendes zwingendes Übel.

Denn selbst als es mir so schlecht ging, war das Aufräumen der Küche für mich ein Kinderspiel, was ich trotzdem ganz nebenbei erledigt habe.

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