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Berg- und Talfahrt der Gefühle

Oh man, da sind wir wieder.

Ich habe es mal wieder nicht geschafft, die Regelmäßigkeit des Blogs beizubehalten. Es lag nicht nur an dem Kleinen, auch wenn ich ziemlich oft abends keine Lust mehr hatte, weil ich einfach viel zu müde war.

Darum soll es aber jetzt nicht gehen. Eher möchte ich mal wieder ein wenig Luft ablassen.

 

Es ging mir einige Zeit wirklich gut, so gut, dass ich echt gedacht habe, dass ich meine Depressionen erst einmal ad acta legen kann und ich mein Leben wieder einigermaßen im Griff habe. Ich habe meinen Haushalt gemeistert, die Wohnung war immer sauber und aufgeräumt, ich habe sogar zwei Zimmer neu umgestaltet und eingerichtet. Auch habe ich meine Selbstzweifel als Mutter abgelegt und hatte akzeptiert, dass ich bisher alles "richtig" gemacht habe, der Kleine so gut erzogen ist, wie er in seinem Alter schon erzogen sein kann.

 

Und überhaupt, alles lief einfach toll. Ich bin über meinen Schatten gesprungen und gehe mit dem Kleinen regelmäßig in eine Krabbelgruppe, dort habe ich sehr netten Anschluss gefunden, dann habe ich bei einem Wettbewerb mitgemacht, den ich dazu auch noch gewonnen habe. Es ging um eine Homestory beim Rheinwohnungsbau, wo wir unsere Wohnung präsentiert haben und da haben wir einen 500€ Gutschein von IKEA gewonnen. Dann hat mein Mann einen neuen Job gefunden, bei dem sich bisher auch alles zu schön um wahr zu sein anhört. Antreten wird er ihn am 1.02.2022, also nächste Woche.

 

Wie man also hört, lief bisher alles super, doch wie das Leben nun mal ist, bleibt es nicht immer so positiv, sondern es gibt immer wieder Höhen und Tiefen, es ist ein ständiges auf und ab. Leider bin ich noch nicht so gefestigt, dass ich die Tiefen, auch wenn sie noch so "harmlos" sein mögen, verkraften kann, ohne dass sie mich wieder mit sich in die Tiefe reißen.

 

Ich weiß mal wieder nicht, was genau der Auslöser war, aber was ich weiß ist, dass ich aktuell wieder total neben mir stehe und gerade wieder nichts geregelt bekomme. Die einfachsten Dinge im Haushalt wollen einfach nicht funktionieren, mir fällt es gerade wieder extrem schwer alles unter einen Hut zu bekommen. Ich sehe gerade wieder die Unordnung, die sich hier breit macht, aber ich kriege den Dreh nicht, sie zu beseitigen. Ich fange wieder an, an allem zu zweifeln was ich tue. Für jede Entscheidung hole ich mir wieder die "Erlaubnis/Bestätigung" von anderen. Dann kommt noch hinzu, dass ich aktuell wieder Panik habe, ich könnte schwer krank sein und nicht mehr lange zu leben habe. Seit der Geburt habe ich zum Beispiel immer noch keinen regelmäßigen Zyklus, theoretisch müssten das Hormonstörungen sein, aber ich vermute weiß Gott irgendwelche schlimmere Gründe dafür. Dann tun mir auch die Brüste etwas weh, sofort meine ich, dass ich viele kleine Knötchen ertaste. Ich gehe regelmäßig zu jeglichen Kontrolluntersuchungen und die nächste ist im März (leider gab es keinen früheren Termin), doch ich hab aktuell das Gefühl, dass ich bis dahin durchdrehe.

 

Nehme zurzeit auch wieder etwas Pflanzliches zur Beruhigung, hoffe das schlägt schnell an.

 

Vielleicht fragen sich jetzt einige, wieso ich nicht einfach als Notfall zum Arzt gehe und mir Gewissheit verschaffe... Tja wieso? Weil ich Angst habe mich zu einem Hypochonder zu entwickeln und danach ständig nur beim Arzt hänge. Außerdem weiß ich ja, dass bisher noch nie was an meinen Panik-Vorstellungen dran war, im Gegenteil, bisher bin ich kerngesund. Außerdem verschwinden die bösen Gedanken, sobald es mir psychisch besser geht.

 

Neben den Tabletten muss ich damit anfangen, wieder an mir zu arbeiten und das alles was "schlechtes" passiert ist wieder aufzuarbeiten, aber wenn man so drauf ist wie ich, wo man noch nicht einmal den Haushalt hin bekommt, wie soll man es dann schaffen, das Chaos in seinem Kopf wieder in die richtigen Bahnen zu lenken? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich das alles, für Menschen, die mit der Psyche noch nie so derbe Probleme hatten, ziemlich schräg anhören muss. Nicht umsonst darf man sich als Mensch mit Depressionen oft dumme Sprüche anhören. Es gibt einfach viel zu wenige auf der Welt, die empathisch sind und sich in andere hineinversetzen können.

 

Mich ärgert es gerade total, dass ich es nach so vielen Jahren, in denen ich schon mit Depressionen und Angststörungen zu kämpfen habe, immer noch nicht geschafft habe, besser damit umzugehen. Ich habe in den ganzen Therapien wirklich viel gelernt, auch über mich selbst, aber dennoch schaffe ich es nicht, bei solchen Rückschlägen schneller wieder in der Bahn zu sein. Stattdessen lasse ich es immer wieder zu, dass ich noch tiefer falle und die ganze harte Arbeit für die Katz war.

 

Woran verdammt nochmal liegt das? Ich merke, wie mich jeder Rückfall einfach nur unendlich viel Kraft kostet. Kraft, die ich lieber in andere Dinge stecken würde, wie die Zeit mit meinem Sohn und in meine Zukunft, in meine Ziele, die ich endlich mal in Angriff nehmen möchte. Sport treiben, Gesünder leben und Abnehmen. Das haben doch schon so viele andere vor mir geschafft, wieso zum Teufel schaffe ich das nicht??? Ich will das unbedingt schaffen, in erster Linie für mich selbst und für meine Gesundheit aber natürlich auch für meinen Sohn, dem ich ein gutes Vorbild sein möchte.

 

Wieso? Welches Puzzleteil fehlt, damit ich die Hürden überwinde und meine Ziele erreiche? Immer wenn ich einen guten Anfang hinbekommen habe, muss nur irgendeine Kleinigkeit passieren und schon verfalle ich wieder in alte Verhaltensmuster und bekomme es nicht hin, mich nach einem kurzen Fehltritt wieder zu fangen und weiter zu machen. Stattdessen lasse ich alles wieder so sehr schleifen, dass es letztendlich wieder so ist wie vorher oder schlimmer. Will ich mich selbst geißeln? Fehlt mir irgendwie doch der Anker, der mich unterstützt, der mir hilft, der mich stärkt? Was ist es? Gibt es tief in mir doch einen kleinen Teil, der nicht will dass sich was ändert und der mich sabotiert? Ich weiß einfach keine Lösung und ich weiß auch nicht, wen ich um Hilfe bitten kann. Noch eine Therapie? Aber was kann ich da noch lernen? Oder braucht es wirklich nur noch einen winzigen Schubs in die richtige Richtung?

 

Ich hoffe das das Jahr 2022 mein Jahr wird und ich die Wende schaffe.

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