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Die liebe Psyche

Eigentlich haben ganz andere Blogeinträge Vorrang auf meiner Liste, aber ich muss mir gerade einfach so einiges von der Seele reden (schreiben).

 

Ich weiß nicht ob das normal bei Paaren ist, die gerade erst ein Kind bekommen haben, aber irgendwie bin ich mich mit meinem Mann nur noch am zoffen. Ich habe nicht den Eindruck als ob ich mich sehr viel verändert hätte seitdem der kleine Mann auf der Welt ist, doch das wird mir von meinem Mann ständig vorgehalten. Bzw. wirft er mir vor, dass ich nur noch meckern würde und er es mir einfach nicht recht machen könnte.

 

Ich hab daraufhin meine Mutter gefragt ob das stimmen würde und sie meinte dass ich genauso viel wie vorher meckern würde. Wer sich verändert hat ist mein Mann, doch ihm das klar zu machen, ohne wieder einen erneuten Streut vom Zaun zu reißen ist einfach nicht möglich. Der fühlt sich im Moment wegen jeder Kleinigkeit angegriffen, auch wenn es gar nicht so gemeint ist.

 

Ich weiß aktuell einfach nicht mehr weiter, im Moment prasselt so viel auf mich ein und anstatt dass mein Mann mir den Rücken stärkt, haut er metaphorisch gesehen noch drauf.

Wenn ich ihm das aber so sage, reagiert er sofort uneinsichtig und bockig. Er will das einfach nicht wahr haben.

 

Ich habe im Moment so vieles womit ich klar kommen muss und habe Angst wieder in eine Überforderung zu kommen oder gar in eine Depression zu verfallen. Daher versuche ich aktuell alles um dagegen zusteuern, doch dann kommen immer wieder Breitseiten von meinem Mann, die echt verletzend sind.

 

Manchmal habe ich sogar das Gefühl, als ob mein Mann irgendwie total überfordert wäre, doch ich frage mich wovon. Denn wenn ich ihn frage ob was ist, bekomme ich immer ein "Alles in Ordnung" zu hören. Ne gute Freundin von mir meinte, dass auf ihm nun ein Druck lastet, weil er ja der Alleinverdiener ist und er nun gleich 2 weitere Mäuler stopfen muss. Wenn das so ist, wieso redet er dann nicht darüber?

 

Ich habe inzwischen schon aufgehört mit ihm über meine ganzen Baustellen zu reden, weil ich eh das Gefühl habe, dass er nicht zuhört. Das hat er in letzter Zeit einige Male durch Kleinigkeiten bewiesen. Erst Heiligabend war wieder so eine Situation. Ich habe ihm am Abend davor gesagt gehabt, dass er die Puter Keulen, die er bei seiner Mutter abgeholt hat, bitte auspacken und in einer großen Schüssel in den Kühlschrank stellen soll, aber auf keinen Fall in die Auflaufform von Tupper... Als ich dann morgens in den Kühlschrank geguckt hatte, hat er nichts von dem Gemacht was ich ihm gesagt hatte. Die Puter Keulen waren noch allesamt in den Tüten verpackt und er hat sie in die Auflaufform von Tupper gepackt. Alles das was er eben nicht machen sollte. Und bei solchen Gelegenheiten ist es doch ganz normal, dass ich meckere oder?

 

Ich gebe ja zu, dass ich für mich selbst schon lange beschlossen hatte, dass ich versuchen wollte weniger zu meckern, alleine wegen dem Kleinen. Aber ich kann es im Moment einfach nicht. Bei den ganzen Sachen die mich aktuell belasten, ist das ein Problem, welches ich an den Schluss stelle. Außerdem glaube ich, dass es sich von alleine in Luft auflösen würde, wenn ich nur etwas mehr Zuwendung von meinem Mann bekäme.

 

Alleine das gestrige Weihnachtsfest war nicht wie sonst. Normalerweise habe ich nach der Bescherung immer eine Umarmung oder Küsschen bekommen, heute gab es gar nichts. Irgendwie kam er mir heute total kalt rüber. Er wechselt seine Stimmung im Moment extrem schnell, gerade hat er mich noch wegen irgendwas angeschnauzt und im nächsten Moment redet er ganz normal mit mir und wundert sich, dass ich gerade wütend oder traurig bin. Er bekommt überhaupt nicht mit wie sehr er mich mit seiner Haltung verletzt.

 

Ich habe im Moment das Gefühl als könnte ich ihm nichts recht machen, obwohl ich mich total Anstrenge alles so gut es geht zu Meistern. Irgendwie sieht er gar nicht, was ich im Moment alles auf dem Buckel habe. Neben dem Kleinen, der manchmal mehr und manchmal weniger Zuwendung bedarf, habe ich noch den Haushalt den ich auf die Reihe bekommen muss. Kochen schaffe ich im Moment meistens nicht, was während der Schwangerschaft kein Problem war, doch jetzt auf einmal ist es oft ein Streitthema.

 

Neben dem normalen Alltag und das neue Leben mit der kleinen Maus, muss ich auch noch mit mir selbst wieder in Einklang kommen. Hier gibt es direkt sehr viele Baustellen. Zum einen muss ich noch die das Traume welches ich nach der Geburt erlitten habe verarbeiten, weshalb ich nächstes Jahr auch einen Therapeuten aufsuchen werde. Dann macht mir die Narbe da unten immer noch ab und zu Probleme, womit ich auch erst mal umgehen muss. Mein Hormonhaushalt hat sich auch noch nicht richtig eingependelt und spinnt ziemlich herum. Dann kommt auch noch ein altes Problem wieder dazu. Mein Gewicht und meine Unzufriedenheit mit meinem Körper. Direkt nach der Geburt hatte ich viel weniger auf den Rippen also vor der Geburt, ich habe mich beinahe richtig wohl gefühlt. Doch inzwischen bin ich wieder meinem alten Laster, dem Frustessen verfallen und habe schon wieder zugenommen. Das zieht mich extrem runter und lässt mich leider weiter (Süßigkeiten) essen.

 

Ich vermisse den Sport, aber ich muss noch gucken wie ich den in meinem Alltag integrieren kann, auch zum Rückbildungskurs möchte ich noch gehen.

 

Mir schwirrt gerade wieder so vieles im Kopf herum und ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Ich fühl mich im Moment ziemlich allein gelassen. Es gibt Tage, an denen ich gerne abends wenn er von der Arbeit zu Hause ist, etwas Zeit für mich hätte, doch die Bekomme ich meistens nicht. Das soll nicht heißen dass ich meinen kleinen nicht Liebe und loswerden möchte, im Gegenteil, ich liebe ihn abgöttisch, aber da es Tage gibt, wo er so viel Zuneigung braucht, dass ich zu nichts komme, hätte ich zumindest Abends etwas Zeit dafür. Ich habe nämlich das Gefühl, als würde sich die Arbeit hier häufen. Ich hatte ja in vergangenen Blogeinträgen schon von meinen Bekannten Abarbeitungs-"Haufen" gesprochen und diese werden aktuell irgendwie immer mehr und immer größer. Gefühlt kommen für jeden abgearbeiteten Stapel zwei Neue dazu und bald versinken wir im Chaos.

 

Es ist wahrscheinlich nicht so dramatisch, aber ich würde gerne, mal wieder Licht am Horizont sehen, außerdem dauert es sicher nicht mehr lange bis unser Sohn krabbelt und bis dahin möchte ich verschiedenes abgearbeitet wissen. Ich tu wirklich mein Bestes, so viel wie möglich zu schaffen, wenn der Kleine schläft, aber diese Phasen werden immer weniger und ich bin auch kein Roboter und brauche auch mal eine Pause.

 

Ich habe so oft versucht mich mit meinem Mann zusammen zu setzen, um Lösungen zu finden, aber irgendwie rede ich immer nur, er tut so als würde er zuhören, denn es kommt sogar manchmal ein Kommentar, aber letztendlich merke ich dann später, anhand seiner Handlungen, dass er doch nicht zugehört hat. Ich bin also ganz alleine mit meinen Problemen, Sorgen und Ängsten. Ich weine wirklich viel. Oft überkommt es mich, wenn ich alleine mit dem Kleinen bin. Ich schiebe es derzeit noch auf die Hormone, aber wer weiß ob sie wirklich der Grund sind. Ich habe Angst, dass ich ohne es zu bemerken wieder in eine tiefes Loch falle. Das kann ich mir nicht erlauben, ich habe schließlich jetzt jemanden, der mich braucht. Was kann ich tun, damit ich keinen Rückfall erleide? Wer hilft mir? Ich fühle mich gerade einfach so hilflos.

 

Mein Mann hat im Moment Phasen, wo er regelrecht durch mich hindurch guckt. Ich sitze neben ihm und weine und er bemerkt es nicht. Manchmal tut er es doch, aber das ist nicht oft. Wenn er denn mal zu mir kommt um zu Reden oder mich dann doch mal in den Arm zu nehmen, blocke ich einfach immer ab. Ich habe so lange geredet und versucht was zu ändern, dass ich aktuell wieder in Schutzhaltung gegangen bin.

 

Da ich mal wieder nicht schlafen kann, habe ich mich heute mal hingesetzt und habe einen Brief an mich selbst geschrieben. Ich habe mal gelesen, dass es wohl helfen soll weiter zu kommen. Ich muss mir den Brief nur oft genug durchlesen und das würde mich aufbauen und mir die Kraft und die Motivation geben selbst etwas zu ändern, auch ohne großen Rückhalt. Mein Rückhalt bin dann also ich selbst und mein Sohn. Ich bin gespannt ob es klappt. Habe in Bezug auf den Brief, auch schon eine Liste mit Dingen gemacht, die ich nächstes Jahr unbedingt schaffen möchte. Ich weiß nicht ob ich es als "gute Vorsätze" bezeichnen würde... Eher als Jahresziele.

So trifft es sich auch ganz gut, dass der Brief sich in meinem Kalender von 2020 befindet.

 

Ich frage mich ehrlich, ob ich einfach zu blöd bin alles unter einen Hut zu bekommen? Andere Mütter schaffen das doch auch oder können sie es nur besser überspielen und reden nicht darüber wie es im ihnen aussieht?

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Kommentare: 1
  • #1

    Birgit (Sonntag, 05 Januar 2020 00:33)

    So alles gelesen. Jupp mein Schatz pack es an. Ich weiß das du es schaffen wirst. Es wird eine Zeit dauern aber es wird auch wieder aufwärts gehen. Als erstes schae das der Termin beim Terapeuthen steht. Und dann eins nach dem anderen. Ich glaube fest an Dich. Ich liebe Dich sehr.