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Weckruf

Wie man ja an einigen meiner Blogeinträge bemerkt hat, stecke ich im Moment wieder in so einer Phase wo es ständig auf und ab geht. Gerade habe ich ein wenig das Problem, dass ich nicht aus dem Bett komme. Ich mache im Moment wieder die Nacht zum Tag. Heißt, dass ich abends aktiv werde, dafür aber spät ins Bett komme und dann natürlich auch länger schlafe. Und wenn ich dann durch meinen Wecker den ich mir gestellt habe wach bin, stelle ich mir den Wecker so lange auf Schlummer, bis es dann irgendwann halb zwölf ist.

 

Im Moment bin ich total Zwiegespalten. Auf der einen Seite bin ich voll Motiviert und brenne darauf etwas zu tun, auf der anderen Seite komm ich nicht aus dem Bett und wenn ich dann so spät erst auf bin, kann ich mich erst einmal zu nichts aufraffen, bis es dann wieder Abend wird. Total verrückt gerade.

 

Dann hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin, mit der ich sehr gut über meine Psyche reden kann. Sie macht sich Sorgen um mich, eben weil ich aktuell so oft in einer Sackgasse bin und immer wieder in das ein oder andere Loch falle. Sie hat sogar mit ihrer Psychologin über mich gesprochen und mit ihrem Zureden hat sie nun den Mut gefasst mich darauf anzusprechen. In erster Linie sind sie und ihre Therapeutin der Meinung, dass ich dringend wieder arbeiten müsste und es mir dann automatisch besser gehen würde. Salopp gesagt. Teilweise mag das stimmen, dass ich durch eine feste Aufgabe und den damit Verknüpften sozialen Kontakten einfacher wieder schaffe mein Leben auf die Reihe zu bekommen, das will ich gar nicht abstreiten.

 

Es ist ja nicht so, dass ich mir nicht schon öfters einen Kopf gemacht habe und Stundenlang dagesessen habe um mir im Klaren darüber zu werden, wohin ich mich Beruflich entwickeln möchte. Doch das ist gleichzeitig auch eine der größten Sackgassen und auch etwas was meine Freundin glaub ich nicht so ganz verstehen möchte. Wenn es nach ihr ginge, solle ich einfach irgendwas machen, putzen, Regale einräumen oder irgendwas im Einzelhandel. Was sie aber ganz und gar außer Acht lässt ist einfach die Tatsache was ich eigentlich möchte und was mir liegt und das weiß ich einfach am besten. Okay, Regale einräumen, wäre ein Anfang um mich erst einmal wieder an einen Arbeitsalltag zu gewöhnen, aber der Rest ist einfach nicht meins. Ich bin ein kreativer Mensch oder eben ein Büromensch. Ich bin nicht der Typ Berufe auszuüben, wo ich direkten Kontakt mit anderen Menschen habe. Einzelhandel oder dergleichen steht daher absolut nicht zur Debatte. So wie ich den Eindruck hatte, ist sie allerdings der Meinung dass ich nicht wählerisch sein darf, Hauptsache ich arbeite. Mag sein dass ich das ein wenig falsch verstanden habe, aber so kam es ein bisschen rüber. Viele mögen das nun als Ausrede sehen, aber ich kenne mich gut genug um zu wissen, dass ich in einem Job der mir einfach keinen Spaß macht, viel schneller in noch tiefere Löcher fallen würde als jetzt. Nicht umsonst werden viele Leute krank, weil sie in ihrem Job unzufrieden sind. Ist das denn so falsch, dass ich, wenn ich mich wieder in die Arbeitswelt traue auch etwas machen möchte was mir Spaß macht und mich interessiert?

 

Leider habe ich gerade ein so großes Brett vor dem Kopf, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann um eventuelle Bereiche in denen es mir Spaß machen würde zu arbeiten, aufzuschreiben, um es dann später einfacher zu haben mich gezielter zu bewerben. Die eine Sache,  die hinzu kommt ist, dass ich immer noch eine regelrechte Panikattacke bekomme, wenn ich nur ans Arbeiten denke. Ich bin mega verunsichert weil ich schon so lange raus bin. Ich traue mich nicht den ersten Schritt zu machen.

 

Und was auch noch ein dicker Punkt ist, bei dem ich einfach immer Schmunzeln muss, wenn mal so ein Spruch von wegen "du musst dir einfach einen Job suchen!" fällt. Glauben die Leute es wäre heutzutage leicht einen Job zu finden? Viele reden immer so, als ob man einfach nur laut hier schreien müsste und man dann sofort was angeboten bekommen würde. Ich sehe das bei vielen Freunden im Bekanntenkreis und es ist eben nicht so leicht. Klar, wenn man keine Anforderungen stellt und bereit ist alles zu tun, dann hat man vielleicht gute Chancen, aber anders nicht.

 

Ist das denn so verkehrt, wenn man immer noch einen gewissen Stolz hat und für sich und sein Seelenheil gewisse Ansprüche hat? Muss ich denn auf Teufel komm raus schnellstmöglich einen Job finden, wobei es egal ist was es ist, Hauptsache ich habe eine Aufgabe? Wie ich schon geschrieben habe, ich will nicht abstreiten, dass es mir eventuell gut tun würde, wenn ich wieder arbeiten gehen würde, aber trotzdem bleibe ich bei meinem Standpunkt, dass ich nichts tun möchte, was mir keinen Spaß macht, bzw. wo ich einfach weiß, dass es mir nicht liegt, vor allem bin ich aktuell nicht im Zwang etwas zu machen, da mein Mann mich da komplett unterstützt. Als ich sagte, dass ich einfach ein Büromensch bin, und gerne wieder irgendwas im Büro machen möchte, hieß es, dass ich die Möglichkeiten dadurch zu sehr einschränken würde... wieso? Es gibt doch so viele Möglichkeiten im Büro. Ich bin einfach kein Einzelhandelsmensch, war ich noch nie.

 

Wir haben noch über einige andere Sachen gesprochen und was mich am meisten getroffen oder auch aufgeschreckt hat, war die Tatsache, dass sie der Meinung ist, dass ich nicht bereit für ein Kind wäre.

 

Teilweise hat mich das in Panik versetzt, schließlich läuft meine Biologische Uhr ab. Laut Frauenarzt sinkt ab 35 die Möglichkeit Schwanger zu werden und ich bin dann bereits im Rahmen der Risikoschwangerschaft, das heißt sehr viel länger kann ich nicht mehr warten. Mein Therapeut hatte mir Mut gemacht und gemeint, wenn ich selbst der Meinung bin dass ich das schaffe, dann soll ich fest daran glauben und es einfach versuchen. Er hat zwar auch gesagt, dass er nicht versprechen kann, dass mit dem Kind automatisch die Depressionen weg gehen, aber er meinte auch, dass ich mich nicht verrückt machen, sondern es einfach auf mich zukommen lassen soll.

 

Jetzt bin ich was das angeht total verunsichert. Ich wünsche mir so sehr ein Kind und ich selbst bin der Meinung dass mich ein Kind fordern würde und ich dadurch auch eine Aufgabe hätte. Ich würde automatisch wieder soziale Kontakte knüpfen und hätte einen sehr guten Grund es zu schaffen, nicht nur für mich, sondern auch für das kleine Mündel. Mag sein dass es ein wenig blauäugig ist so zu denken, aber gerade das Negativdenken hat mich doch erst in diese Lage in der ich mich befinde gebracht.

Sie hat leicht reden, sie hat einen Erwachsenen Sohn. Soll ich nun auf meinen Kinderwunsch verzichten? Ich weiß nicht ob mich das nicht erst recht wieder in den Abgrund ziehen würde. Der Wunsch ist einfach zu groß, vielleicht ist ihr das aber auch gar nicht klar.

 

Etwas positives nehme ich allerdings auch aus dem Gespräch mit, als ich von unserem Ausflug und dem Gespräch wieder zu Hause war, hatte ich den Eindruck, als wäre mein Akku frisch aufgeladen. Ich bin in die Küche gegangen und habe die Dunstabzugshaube sauber gemacht, die es schon lange dringend nötig hatte. Ich habe gemerkt wie gut es tut, etwas zu tun, anstatt nur auf der Couch zu sitzen und Netflix zu gucken. Aufhören wollte ich danach nicht, also habe ich Musik angemacht und mich der nächsten Baustelle gewidmet. Ich hatte bereits angefangen gehabt einen Schrank auszuräumen, da ich zum Geburtstag ein neues Service von meinen Eltern bekomme. Also habe ich das alte, welches ich einfach nicht mehr sehen kann bereits rausgeräumt, um Platz für das Neue zu schaffen. Dann kam ich auf die Idee allgemein etwas umzuräumen, denn jetzt wo wir in der Küche Schranktüren an dem Lebensmittelregal haben, nervt der Rollcontainer den wir davor stehen haben ziemlich. Also begann ich noch ein wenig auszumisten und die Schränke nach eventuellen Sachen zu durchsuchen, die ich nicht brauche und von denen ich mich trennen kann. Letztendlich war also der ganze Schrank leer, so dass ich beschloss etwas umzuräumen. Ich packte alle Backformen und so in das oberste Fach des eben leergeräumten Schrankes, unten soll dann das neue Service rein kommen.

 

In den Schrank, wo vorher die Backformen drin waren, kamen die Sachen aus dem Rollcontainer rein, fertig. Und schon war der Störfaktor beseitigt worden. Anschließend begann ich die Spülmaschine einzuräumen und dann auch direkt an zu stellen. Nachdem mein Mann später die Pizza gemacht hat und ein Schlachtfeld in der Küche hinterlassen hat, habe ich kurzerhand ohne lange zu überlegen die Küche aufgeräumt. Das habe ich schon so lange nicht mehr gemacht und ich muss sagen es hat richtig Spaß gemacht. Vor allem musste ich feststellen, dass es alles so schnell ging. Normal sehe ich den Berg und weiß nicht wo ich anfangen soll, weil ich auch denke, dass es eine Ewigkeit dauern wird, bis ich das Chaos beseitigt habe. Aber heute war es praktisch ein Selbstläufer. Erst die fertige Spülmaschine ausgeräumt, danach wieder eingeräumt, Spüle geputzt, alles sonstige rumstehende an seinen Platz geräumt und fertig.

 

Es war ein irres Gefühl. So sollte es immer sein. Ich bin fest gewillt das nun beizubehalten und nicht mehr einschlafen zu lassen. Mein Ego ist geweckt. Mein tiefstes Inneres will meiner Freundin beweisen, dass ich es schaffe und dass ich sehr wohl bereit für ein Kind bin. Vielleicht habe ich diesen Arschtritt mal gebraucht?

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