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Schlimmer geht immer?!

Immer wieder, wenn ich über mich und den Verlauf meines bisherigen Lebens nachdenke, schießen mir Gedanken in den Kopf wie "anderen geht es doch viel schlimmer als mir" oder "wieso beklage ich mich eigentlich? Ich könnte ja auch eine schlimme Körperliche oder tödliche Krankheit haben".

 

Im Laufe der Jahre habe ich aber gelernt, dass man so was nicht sagen sollte, denn für den Betroffenen sind die aktuellen Leiden immer schlimm, dabei ist es egal, um was für eine Sache es sich handelt. Man sollte nichts kleinreden, nur weil es "anderen" schlechter geht. Wie sagt man so schön? Schlimmer geht immer. Ich habe lange gebraucht, um diese Lektion zu lernen und ich finde es manchmal immer noch schwer dies zu befolgen.

 

Ich neige oft dazu meine Krankheit oder besser gesagt mich selbst klein zu machen. Oft gibt es Phasen, bei denen ich mir versuche einzureden, dass ich einfach nur zu schwach bin um gegen alles anzukämpfen. Dass ich mich einfach nicht so anstellen sollte und einfach ganz normal wie andere mein Leben leben sollte. Was ist denn auch so schwer daran?

 

Viele können es sich nicht vorstellen wie es ist, wenn morgens der Wecker klingelt, du aber einfach nicht schaffst aufzustehen. Wenn du es dann nach Stunden geschafft hast und dich mühselig in deine Anziehsachen verfrachtet hast und auf der Couch sitzt. Dein Kopf sagt dir, dass es nun an der Zeit wäre, den Haushalt zu machen. Wäsche zu waschen oder die Küche aufzuräumen. Doch da ist dieser Magnet, der dich auf der Couch fest hält. Du schaffst es einfach nicht aufzustehen und dich zusammenzureißen. Oft schon durfte ich mir anhören, dass es einfach nur Faulheit sei und ich mich mit der Depression einfach nur rausreden möchte. Das sagte man so oft, dass ich es irgendwann begann zu glauben.

 

Ich begann mich selbst fertig zu machen. Mich selbst als faulen Nichtsnutz zu bezeichnen, als absolute Versagerin. Dies war natürlich kontraproduktiv und ließ mich tiefer in mein Loch fallen und es wurde immer schwerer wieder dort heraus zu kommen.

 

In den Anfangszeiten brauchte ich wahnsinnig lange um da wieder raus zu kommen. Ich hatte beinahe den Eindruck, als würde ich niemals wieder glücklich sein, niemals wieder lachen können. Ich zog mich in mein Mauseloch zurück, verließ die Wohnung nicht und redete einfach alles schlecht.

Hoffnungslosigkeit stand an der Tagesordnung.

 

Natürlich hat jeder Mal einen schlechten Tag, das ist nichts verwerfliches, nur kommen waren es bei mir oft schlechte Wochen, wenn nicht sogar Monate. Umso mehr freut es mich, wenn ich darüber so nachdenke, dass ich heute sehr selten solche Phasen habe und wenn, dann dauern sie meist nur 1-3 Tage, was in meinen Augen ein wahnsinnig großer Fortschritt ist.

 

Auch das brauchte lange, um sich in meinem Kopf zu festigen. Auch Kleine Erfolge anzuerkennen und nicht immer nur auf das zu achten, was schlecht läuft und noch nicht so klappt.

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